Eine systematische, über Einzeluntersuchungen hinausgehende Katastrophenforschung entstand nach dem 2. Weltkrieg. Schnell wurde klar, dass Katastrophen „Entladungen“ von Entwicklungen sind, deren Wirkkräfte und Interaktionen sich keineswegs umfassend und in ihrem Kausalzusammenhang identifizieren lassen. Manche Katastrophen ereignen sich extrem schnell, manche bahnen sich über Jahrzehnte an. Katastrophenmanagement kann deswegen nur wirksam sein, wenn die Prozesse, die schief gehen können, in Echtzeit überwacht, Toleranzfenster für Abweichungen definiert und Interventionsroutinen für Abweichungen über die Toleranzgrenzen hinaus bereit gehalten und zum Einsatz gebracht werden. In diesem Verständnis sind Maßnahmen, die nach Eintritt einer Katastrophe zum Einsatz gebracht werden, kein „Katastrophenschutz“, sondern nur unmittelbare, auf das Notwendigste beschränkte Schadensbearbeitungen. Gleichwohl lassen sich entlang dieser „vorher“, „nachher“ und „während“ Unterteilung brauchbare Anwendungen entwickeln.